„Immer wieder lässt sich beobachten, wer EINER Verschwörungs­ideologie folgt, tendiert auch dazu, anderen anzuhängen“ – Antisemitische Narrative von ,QAnon’ bis zu den ,Hygiene’-Demonstrationen

Die im April 2020 gegründete Facebook-Seite „Adornochrom – eine QAnon Watchseite“ [1] konnte innerhalb kürzester Zeit eine große Reichweite erreichen, was wohl mit dem besorgniserregenden Mobilisierungspotenzial für die sogenannten ,Hygiene-Demos’ sowie der breiten medialen Berichterstattung über diese in Verbindung steht, aber auch mit der sorgfältigen Dokumentation und Recherche über die Akteur_innen von ,QAnon’ und deren Vernetzung sowie einer Analyse und Kritik der diesen zugrunde liegenden Verschwörungsideologien. Höchste Zeit für ein Interview mit den Betreiber_innen von Adornochrom.


gezeit: Liebes Adornochrom-Team, ihr habt es euch zur Aufgabe gemacht, über die sogenannte ,QAnon’-‚Bewegung‘ zu berichten und die von ihnen propagierten Verschwörungsideologien zu analysieren und zu kritisieren. Worum handelt es sich dabei genau?

Adornochrom-Team: ,QAnon’ ist eine Bewegung, die in den USA, genauer gesagt in sogenannten Imageboards [2] begann und inzwischen auf Facebook, Telegram und offline Einfluss gewinnt. Im Kern stehen anonyme Mitteilungen, die auf 4Chan, später auf 8Chan und 8Kun, ebenfalls Imageboards, erschienen. Die Posts sind meist ziemlich kryptisch und fordern die Anhänger_innen geradezu zur Interpretation heraus.

Die Bewegung richtet sich vermeintlich gegen ,die Eliten’, konkret vor allem gegen die Democrats und hinter ihnen stehende ,Mächte’. So wurde bereits mehrfach die Verhaftung der ehemaligen demokratischen Präsidentschaftswahlkandidatin Hillary Clintons prophezeit. Zugleich verehrt ,QAnon‘ den amtierenden Präsidenten der Vereinigten Staaten Donald Trump und sieht in ihm eine Art Erlöser.

Besonders einflussreich ist in letzter Zeit die Behauptung gewesen, ‚die Eliten‘ betrieben einen internationalen Kinderhandelring. Sie schließt an das Verschwörungsnarrativ Pizzagate an, also das Gerücht, im Keller einer Washingtoner Pizzeria würden Kinder gefoltert und missbraucht. Bereits dieses Gerücht hat zu Waffengewalt in der Pizzeria geführt. Inzwischen hat sich das Ganze zu der Erzählung weiterentwickelt, ,die Elite’ entführe Kinder, um sie in unterirdischen Tunneln, z.B. unter Manhattan, zu foltern und ihrem Blut dann den Botenstoff Adrenochrom zu entnehmen, der einer modernen Legende nach ewiges Leben verspricht.

Hier kommt dann Trump ins Spiel, der nach Vorstellung der ,QAnon’-Anhänger_innen die Corona-Pandemie nutzen wollte, um die Kinder aus den Tunneln zu befreien. Dass nichts dergleichen passiert ist, scheint die Anhänger_innen nicht zu interessieren. Es ist diese Theorie, die z.B. der Musiker Xavier Naidoo aufgriff und zu einem emotionalen Video veranlasste, da er davon ausging, die angeblich gequälten Kinder würden nun gerettet [3]. Diese Theorie hat uns auch zu unserem Namen verleitet.

Sie ist insofern spannend, als sie an antisemitische Ritual- und Kindermordgerüchte anknüpft. Diese werden modernisiert und auf ,die Elite’ übertragen, die oftmals als „jüdisch“ kodiert wird (durch Begriffe wie Ostküste, Finanzkapital, Medienmacht, oder eingewobene Namen jüdischer Familien etc.). Auch zeigt sie, wie Empathie und Schutzinstinkt genutzt werden können: es geht ja schließlich um die Kinder. Da setzt das kritische Denken schon mal aus.

Anhänger_innen der Theorie tauchen seit Jahren immer wieder auf Trumps Wahlkampfveranstaltungen auf. Inzwischen sind auch erste republikanische Politiker_innen auf den Zug aufgesprungen und Anhänger_innen der Bewegung haben sich in Primaries gegen ihre republikanischen Konkurrent_innen durchgesetzt. Auch in Deutschland lassen sich zunehmend Anhänger_innen ausmachen. Es handelt sich zwar immer noch um eine kleine Splittergruppe, doch scheint die Theorie mehr und mehr um sich zu greifen. Diese Entwicklung möchten wir kritisch begleiten.


In den letzten Wochen haben sich eure Recherchen und Dokumentationen vor allem mit den sogenannten ‚Hygiene‘-Demonstrationen und den kruden Verschwörungsideologien zu Covid-19 auseinander gesetzt. Welche Parallelen könnt ihr zu ,QAnon’ im Hinblick auf Verschwörungsmythen erkennen?

Zunächst einmal lässt sich feststellen, dass die sogenannten Hygienedemos immer wieder auch von Anhänger_innen von ,QAnon’ besucht wurden. Für sie selbst scheint es also Anknüpfungspunkte, wenn nicht sogar eine gewisse Anziehung, zu geben.

Das überrascht auch kaum. Immer wieder lässt sich beobachten, wer EINER Verschwörungsideologie folgt, tendiert auch dazu, anderen anzuhängen. Parallelen lassen sich etwa in der allgemeinen Struktur – ,Eliten’ gegen ,Volk’ – finden. Hinzu kommt, dass ,QAnon’ eine klare Trennung zwischen Gut und Böse vornimmt, die bei einigen der lautesten Teilnehmer_innen an den Hygienedemos ebenso zu finden ist. Beiden ist die Annahme schlechter Absichten der ,Eliten’ gemein, sowie die Angst vor geheimer und verborgener Macht.

Konkret sieht das dann so aus: Bei ,QAnon’ gehen die Anhänger_innen von ritueller Folter und Morden aus, bei Corona von absichtlicher Vergiftung durch Impfungen. Das kann man als Aktualisierung der antisemitischen Ritualmordlegende, respektive der Brunnenvergiftungslegende verstehen. Letztere steigert sich dann in der Vorstellung, Bill Gates wolle einen Großteil der Bevölkerung sterilisieren und vergiften, also auslöschen. Wenn nun Leute wie z.B. Attila Hildmann [4] Bill Gates für einen Satanisten halten, ist auch der Ritualmordvorwurf hier nicht fern. Nicht zuletzt beinhalten Verschwörungsideologien immer auch ein Moment der Projektion. Beispielsweise kann man bei Hildmann bereits sehen, wie die vermeintliche Verteidigung der Demokratie, der Freiheit und des Friedens umschlägt in ihr Gegenteil: was man den Gegner_innen unterstellt, möchte man selbst durchsetzen. Und je unschuldiger das Opfer ist (ob nun man selbst oder die zu befreienden Kinder), desto weniger Zurückhaltung muss gegenüber dem Feind aufgebracht werden. Hier liegen bereits Grundlagen für weitere Radikalisierungen, die zwar nicht alle, aber doch ein Teil der Anhänger_innen beider Bewegungen durchmachen werden.


Welche Gründe gibt es eurer Meinung nach für eine Konjunktur von Verschwörungsideologien in Zeiten von Corona und welche Funktionen erfüllen diese für die Anhänger_innen?

Krisenzeiten sind seit jeher auch Hochzeiten für Verschwörungsideologien, da Menschen in solchen Zeiten nach Sicherheit und Halt suchen, den solche Erzählungen vermeintlich bieten. Aktuell in Bezug auf Corona besteht zudem noch die Situation, dass das ,Böse’, der ,Feind’ in Form eines Virus fürs menschliche Auge unsichtbar ist, und so – zumeist unbewusst – nach vermeintlich greifbaren Akteuren gesucht wird, die verantwortlich gemacht werden können. Hier wären bei aktuellen Erzählungen beispielsweise Bill Gates, verschiedene Staaten wie die USA, China und Israel oder in rechtsextremen Narrativen explizit „die Juden“ zu nennen.

Es lässt sich beobachten, dass für einige Menschen die Vorstellung leichter zu ertragen ist, die Welt wäre in der Hand bösartiger Mächte, als die Vorstellung, die Welt wäre chaotisch und es hätte letztlich niemand alle Fäden in der Hand. Man sieht die Parallele zur Religion, nur dass eben ein bösartiger, weltlicher und vor allem auch zerstörbarer Gott geschaffen wird. Denn diese Perspektive, die Zügel quasi wieder an sich reißen zu können, ist ja bei den meisten Verschwörungsideologien vorhanden.


In den Verschwörungsideologien zu dem Ursprung von Covid-19 werden auch Fragen nach dem „cui bono?“ gestellt, was die Annahme eines personifizierten ökonomischen Vorteils aus der Pandemie für bestimmte Personen nahe legt. Welche Feindbilder werden dabei konstruiert und welche antisemitischen Stereotype werden dadurch reproduziert?

Bei der Frage „Cui bono?“ („Wem zum Vorteil“) handelt es sich um eine geradezu klassische Frage von Verschwörungsideolog_innen, die ihrer Meinung nach dazu führt, alles auflösen und die ,wahren Schuldigen’ ausfindig machen zu können. Dies gilt auch für den Sinnspruch „Folge dem Geld!“. In Bezug auf SARS-CoV-2 dürfte wohl die Erzählung, dass Bill Gates das Virus in Umlauf gebracht hat und durch Verkauf eines Impfstoffes davon finanziell profitieren will, die Gängigste sein. Wobei angemerkt sei, dass es mannigfaltige Erweiterungen und Abwandlungen von dieser Erzählung gibt. Teilweise werden an Gates Stelle auch offen „die Juden“ genannt. Beide Erzählungen sind antisemitisch, die erste strukturell, die zweite offen. Sie suggerieren, dass es eine kleine Gruppe von Menschen gäbe, die gezielt Unheil in die Welt bringen würden, um im Endeffekt davon zu profitieren.

Wie vorher schon angesprochen, transportieren die hier angeführten Verschwörungsideologien aktualisierte Formen der Ritualmord-, Kindermord und Brunnenvergiftungslegenden [5]. Historisch wurden diese oft auf Juden_Jüdinnen bezogen, sind also seit Jahrhunderten Teil erst antijudaistischer, dann antisemitischer Erzählungen. Das zeigt auch, dass auch der strukturelle Antisemitismus sein Objekt als „jüdisch“ codiert, also mit antijüdischen Stereotypen versieht: Geld, geheime Macht, Ritualmord, Brunnenvergiftung.


Die Akteur_innen auf den sogenannten ‚Hygiene‘-Demonstrationen werden in der medialen Berichterstattung häufig mit dem Begriff der „Querfront[6] gefasst. Wie analysiert ihr die selbsternannten ‚Corona-Rebellen’ und findet ihr den eben erwähnten Begriff treffend?

Den Begriff der Querfront halten wir in dem Sinne für stimmig, als bei den ,Hygiene’-Demos das komplette politische Spektrum vertreten ist, wenngleich deutlich Versuche zu sehen sind, dieses von rechts zu instrumentalisieren. Natürlich bestehen regionale Unterschiede, so scheinen die Demonstrationen in Ostdeutschland weitaus rechtslastiger zu sein als in Westdeutschland. Als vermeintlicher Anker dient hier das Grundgesetz, auf das sich ständig bezogen wird, und somit das, was von diesen Menschen als ,Mitte’ verstanden wird. Ob es sich wirklich um eine „Front“ handelt, bleibt abzuwarten, da die Bewegung unserer Einschätzung nach noch zu diffus ist, und im Gegensatz zu der so genannten Montagsmahnwachen-Bewegung von 2014/15 [7], mit der die ,Corona-Rebell_innen’ oft verglichen werden, bis jetzt kaum verstetigtes Personal hat. Zugleich sind einige der damaligen Protagonist_innen, Ken Jebsen [8] zum Beispiel, auch heute wieder dabei.


Wie funktioniert die (digitale) Vernetzung zwischen den Teilnehmenden und die Mobilisierung für die Demonstrationen?

Die digitale Vernetzung erfolgt sowohl über Facebook, hier in ,>Corona-Rebellen’– und diversen ,QAnon’-Gruppen, als auch stark vermehrt über den Messengerdienst Telegram. Die Struktur ist dabei ziemlich offen. Es gibt hunderte verschiedene Gruppen mit sich überschneidenden Mitgliedern. Informationen verbreiten sich, wie in sozialen Netzwerken üblich, über Weiterleitungen. Da in den Gruppen kaum interne Kritik herrscht, verbreiten sich Gerüchte so ungefiltert.

Für die ,Hygienedemos’ wurde ein stetig aktualisiertes offenes Pad eingerichtet, in dem alle Demonstrationen der nächsten Wochen gesammelt werden. In dieser Liste finden sich die Demonstrationen der AfD neben den ursprünglichen ,Hygienedemos’, es gibt also keine klare politische Ausrichtung, solange es nur irgendwie gegen die Maßnahmen gerichtet ist. Daher ist diese Bewegung, auch trotz der durchaus vertretenen rechten Agitator_innen, Reichsbürger_innen etc., politisch diffus.


Welche Rolle hat der Bezug auf konstruierte drohende Untergangsszenarien und apokalyptische Bilder für die Mobilisierung? Wie kann in diesem Sinne auch die Teilnahme von nicht politisierten Menschen erklärt werden?

Unter dem Eindruck eines herbeifabulierten drohenden Untergangsszenarios ist es klar, dass auch Menschen mobilisiert werden, die vorher nicht politisch aktiv waren, da sie sich um Leib und Leben bedroht sehen. Im Glauben, als Teil einer kleinen Gruppe von Menschen diese ,Bedrohung’ erkannt zu haben, realisieren sie ihre wichtige Aufgabe als Kämpfer_innen gegen die ,Apokalypse’. Hier zeigt sich eine gewisse Selbstheroisierung, quasi als „Erwachte“, die die „Schlafschafe“ warnen müssen, und zugleich die Selbstviktimisierung als Spielball ,böser Mächte’ im Hintergrund. Allerdings haben nicht alle, und vermutlich gerade die nicht politisierten Menschen weniger, apokalyptische Weltbilder, sondern eher allgemeine und oft noch diffuse Zukunftsängste. Das mag sich aber im weiteren Verlauf der Demonstrationen ändern und zu einem Radikalisierungsprozess führen. Das wären dann die Langzeitfolgen dieser Demos.


Welche Handlungsoptionen gibt es eurer Meinung nach im Umgang mit Verschwörungsideologien? Was kann überhaupt noch entgegnet werden, wenn diesen eine solche Wissenschaftsskepsis inhärent ist? Welche Rolle nehmen hierbei auch emotionale Aspekte ein?

Zum Thema Handlungsoptionen gibt es recht verschiedene Sichtweisen. Es kommt dabei immer darauf an, was man erreichen möchte. Eine online oft genutzte Option ist schlicht Bloßstellen und Stigmatisieren, also zum Beispiel sich über Verschwörungsideolog_innen und ihre Ansichten lustig zu machen. Das zeigt auch zum Teil Wirkung, trägt aber gleichzeitig zur Festigung verschwörungsideologischer Gruppen bei.Eine andere Möglichkeit ist Gegenrede, also argumentativ dagegen zu halten. So bleiben Verschwörungserzählungen nicht unwidersprochen. Leider führt das meist auf Seiten der angesprochenen Verschwörungsideolog_innen ebenfalls eher zur Festigung in ihrem Glauben, das ist der sogenannte „Backfire-Effekt“ [9]. Andererseits sind hierbei die Zielgruppen nicht so sehr die verschwörungsideologischen Gesprächspartner_innen, die ggf. rational gar nicht mehr ansprechbar sind, sondern die Leser_innenschaft, die das hoffentlich noch ist.Auf individueller Ebene ist persönliche Ansprache, also das Ansprechen von Sorgen und Ängsten, sinnvoll. Wichtig scheint uns dabei aber, die jeweilige Person mit Sorgen und Ängsten anderer Menschen zu konfrontieren, Betroffenheit herzustellen und so andere Blickwinkel zu eröffnen. Das ist natürlich fast nur im direkten Gespräch und vor allem im persönlichen Umfeld möglich. Das Internet ist hier ziemlich kontraproduktiv, da zu viele Teilnehmer_innen auf allen Seiten mitmischen und es eher zur Verhärtung der Fronten führt.Wissenschaftsskepsis ist Verschwörungsideologien nicht zwingend inhärent. Selbst sogenannte ,Flacherdler_innen’ bedienen sich ja vermeintlich wissenschaftlicher Methoden. Eher geht es um Medien- und Machtskepsis, die dann auf Wissenschaft ausgedehnt wird. Diese Skepsis ist ja nicht per se falsch und auch nicht unberechtigt. Nur mündet dies oft in Verallgemeinerung und in der pauschalen Ablehnung wissenschaftlicher Studien, die nicht in das Bild passen.Solange Personen für Wissenschaft grundsätzlich zugänglich sind, sollte man wissenschaftliche Methoden erklären und vor allem auch herausstellen, dass Wissenschaft eben kein monolithischer Block ist, sondern Streit und Kritik zentraler Teil von Wissenschaft sind.Im Grunde muss man also versuchen, Eindeutigkeiten aufzubrechen, damit Verschwörungsideolog_innen überhaupt wieder an Debatten teilnehmen können. Das bedeutet aber auch umgekehrt, nicht andauernd mit Eindeutigkeiten zu hantieren, wo vielleicht gar keine vorliegen.

Abschließend möchten wir gerne anmerken, dass es noch keine Studien bezüglich der Teilnehmenden gibt und unsere Aussagen entsprechend auf Beobachtungen und Erfahrungen und Vergleichen mit den ,Mahnwachen’ basieren. Wir bedanken uns für das Interview!

Fußnoten

[1] Adornochrom – eine QAnon Watchseite, Facebook, URL: https://bit.ly/3cGyAII (Zugriff: 6.6.2020).

[2] Imageboards sind Online-Foren, die nicht moderiert werden und für die keine Anmeldung notwendig ist. Diese haben für die Radikalisierung und Vernetzung der extremen Rechten in den letzten Jahren eine wichtige Rolle eingenommen, so waren beispielsweise die Attentäter von Halle und Christchurch auf Imageboards aktiv. Siehe etwa: Kracher, Veronika: Imageboards als Orte rechter Radikalisierung, Antifaschistisches Infoblatt, URL: https://bit.ly/2MwCHwq (Zugriff: 6.6.2020).

[3] Der Musiker Xavier Naidoo, der immer wieder aufgrund von etwa antiamerikanischen, antisemitischen und homophoben Aussagen kritisiert wurde, ist ein zentraler Agitator für die Verbreitung von Verschwörungserzählungen, konkret im Kontext der sogenannten ,Hygiene’-Demonstrationen. Siehe etwa: Linkes Bündnis gegen Antisemitismus München: Zum Auftritt von Xavier Naidoo am 1. Dezember in der Olympiahalle, URL: https://bit.ly/3cI5FnI (Zugriff: 6.6.2020). Für eine Analyse des oben erwähnten Videos siehe: Laschyk, Thomas: Naidoo & Corona: Die Zerstörung des QAnon/Adrenochrom-Verschwörungsmythos, der Volksverpetzer, URL: https://bit.ly/2AbxgR5 (Zugriff: 6.6.2020).

[4] Attila Hildmann, Kochbuchautor und Inhaber einer veganen Lebensmittelmarke, inszeniert sich selbst mit Verschwörungs-Propagandareden vor dem Reichstag und mobilisiert mit seinen Kanälen u.a. gegen gegen vermeintliche ,Zwangsimpfungen’. Im Mai stellten u.a. die Lebensmittelmärkte Kaufland und Vitalia den Vertrieb von Hildmanns Produkten ein, siehe etwa: Rottmann, Kerstin: Kaufland, Vitalia verbannen Produkte von Attila Hildmann, Voelkel stoppt Drink „Daisho“, WELT, URL: https://bit.ly/2Y3jp7g (Zugriff: 6.6.2020).

[5] Ausführlich hierzu: Ludger Heid, Wir sind und wollen nur Deutsche sein! Jüdische Emanzipation und Judenfeindlichkeit, in: Christina von Braun/Wolfgang Gerlach/Ludger Heid (Hg.), Der ewige Judenhass. Christlicher Antijudaismus, Deutschnationale Judenfeindlichkeit, Rassistischer Antisemitismus, Berlin 2000, 70- 109.

[6] Schilk definiert den Begriff der „Querfront“ als „Sammelbegriff für diejenigen politischen Akteure, Bewegungen und ihre Publikationsorgane, die für sich beanspruchen, die Kategorien ,Links’ und ,Rechts’ überwunden zu haben und eine andere Konfliktlogik an ihre Stelle setzen. Neben diesem Selbstanspruch vereint diese Akteure ein spezifischer Blick auf die Integrationsprobleme der modernen Gesellschaft und ein ausgeprägter Antiliberalismus“ (Schilk 2017, 11). Schilk, Felix: Souveränität statt Komplexität. Wie das Querfront-Magazin ,Compact’ die politische Legitimationskrise der Gegenwart bearbeitet. Unrast. Münster 2017.

[7] Ausführlich hierzu: Niklas Lämmel, Falsche Propheten. Antisemitische Agitation auf den ,Montagsmahnwachen für den Frieden’, in: Samuel Salzborn (Hg.), Antisemitismus seit 9/11. Ereignisse, Debatten, Kontroverse, Baden-Baden 2019, 217- 236.

[8] Ken Jebsen, dessen Aktivität als Radiomoderator aufgrund seiner Leugnung vom Holocaust beendet wurde, konnte beinahe eine halbe Millionen Abonnent_innen für sein Youtube-Kanal ,KenFM’ generieren. Im Rahmen dieses Formats greift er unterschiedliche Narrative von Verschwörungsideologien auf und wird als einer der prominentesten Akteure der sogenannten ,Hygiene’-Demonstrationen verhandelt. Siehe etwa: Ayyadi, Kira: Ken Jebsen, der gefährliche Querfront-Demagoge, belltower, URL: https://bit.ly/2Y0KVlG (Zugriff: 6.6.2020).

[9] Mit dem sogenannten „Backfire-Effekt“ wird beschrieben, wie die „direkte, faktenbasierte Gegenrede die ideologisch verankerten [,alternativen’] Ansichten verstärkte, statt die zu entkräften“ (Amadeu Antonio Stiftung 2020, 49). Amadeu Antonio Stiftung: Alternative Wirklichkeiten. Monitoring rechts-alternativer Medienstrategien, URL: https://bit.ly/378X9Nt (Zugriff: 6.6.2020).