Der faschistische Stil. Zur Ideologie und den Strategien der Neuen Rechten

Matheus Hagedorny: Der faschistische Stil

Vortrag von Matheus Hagedorny

  • Donnerstag, 16. November 19:00 – 22:00 UTC+01
  • Ort: Hörsaal B, Campus Altes AKH, Hof 2, Spitalgasse 2-4, 1090 Wien

Nach Jahren der Flaute ist die Neue Rechte in Deutschland wieder aus ihrer Schattenexistenz herausgetreten. Zahlreiche Berichte in deutschen Qualitätszeitungen erwecken den Eindruck, die Neue Rechte sei mittels der AfD dabei, die politische Landschaft nachhaltig zu verändern. Tatsächlich ist die Neue Rechte ein theoretischer und praktischer Katalysator der rechtsnationalistischen Politik der AfD. Das lässt sich etwa an dem langjährigen intimen Verhältnis aufzeigen, das etwa die Architekten des völkischen „Flügels“, die AfD-Landesvorsitzenden Björn Höcke (Thüringen) und André Poggenburg (Sachsen-Anhalt), zu dem bekanntesten neurechten Aktivisten, Götz Kubitschek, unterhalten. Zugleich verpassen viele kritische Beobachter, Luft aus dem Begriff „Neue Rechte“ abzulassen. Oft dient er als Verlegenheitsbezeichnung für alles, was rechts der Unionsparteien steht und neu erscheint. Zwar ist das „Rittergut Schnellroda“ im südlichen Sachsen-Anhalt innerhalb von fünfzehn Jahren zum mythologisch verklärten Anziehungspunkt der radikalen Rechten geworden, wo ein prosperierender Kleinverlag, eine tonangebende Zeitschrift und ein Institut zur Kaderschulung zusammenwirken; „Schnellroda“, unter Szenegängern zum Ausdruck geronnen, inspiriert ein wachsendes Milieu. Doch die Ideologeme dieser dämonisch daherkommenden „Denkfabriken“ sind keineswegs neu, und die strategischen Rezepte primär ein Gegenstand der Geschichtswissenschaft.

Die gegenwärtigen Themen der Neuen Rechten, zuvorderst die Feindschaft gegen Flüchtlinge, aber auch Antifeminismus und Geschichtsrevisionismus, sind nur Erscheinungsformen einer prinzipiellen Ablehnung der als „liberal“ gescholtenen bürgerlich-demokratischen Verhältnisse. Im Vortrag soll dies anhand einiger kanonischer Autoren der Neuen Rechten, etwa Carl Schmitt und Armin Mohler, sowie mittels einiger aktueller Veröffentlichungen aus den szeneeigenen Verlagen und Zeitschriften nachgezeichnet werden. Zuletzt wird die Frage aufgeworfen, welche Wechselwirkungen und Verwerfungen die Etablierung der AfD unter den „Rechtsintellektuellen“ hervorgerufen hat.